Yvonne Roeb

  Katalogtext: Kunstverein Mönchengladbach 2006
von Dr. Matthias Winzen


Vielleicht wird an Yvonne Roebs Arbeit mit den fünf Raben auf dem Kronleuchter am deutlichsten, dass wir nicht mehr nur in einer Umwelt leben, die aus Häusern, Bäumen und Vögeln auf dem Baum besteht, sondern aus Bildern, vor allem aus massenmedialen Bildern, die unseren Alltag orientieren und informieren. Der Kronleuchter von Yvonne Roeb lässt uns zuerst an Hitchcocks "Vögel" denken, also an Filmbilder; massenhaft gezeigt und abgedruckt. Aus der Sekundärwelt der Filme und Fotos holt Yvonne Roeb die Requisite, die Nebensache heraus und macht sie zur skulpturalen Hauptsache. Und noch eine zweite wichtige Umkehrung oder Rückübersetzung findet statt. Die flache und flüchtige Sichtbarkeit von Requisite im bewegten Film wird zurückgeholt in die stille Präsenz des Körperlichen, des dinglich im Raum vorhandenen. Diese Rückübersetzung funktioniert aber nicht so einfach und ohne Verlust wie die kleine Rechnung 2 mal 2 ist 4 geteilt durch 2 ist wieder 2. Die Raben, das mythische Symbol des Ungewissen sind deutlich und absichtlich erkennbar Attrappe. Wahrscheinlich ist es gerade diese filmische Falschheit, die dieses skulpturale Bild echt macht.